Ist plötzlich alles möglich?
Heute ist der 13. Oktober 2025. Ich sitz ganz hinten im Eck der Türkei am Mittelmeer, am Strand von Eierstock, also Yumurtalık. 26 Grad, Sonne, Meer. Strand.
Und plötzlich: Ein Schweißausbruch.
Nicht nur wegen der Hitze. Sondern kurz vor Schreck – Luft und Angst und Ja -, weil ich seit 13 Tagen frei bin. Frei!
Zum ersten Mal seit Jahren ist da kein Stundenplan, kein Kollegium, kein Vertrag, keine Gruppe, keine Bühne.
Da bin einfach nur ich. Und da ist auch mein Mann.
Ich hab’s ja lange geplant. Aber Planung … naja.
Jetzt ist Praxis. Und die fühlt sich – yippie – anders an.
Weit. Leise. Unheimlich und schön zugleich.
Vom Spielen zum Sein
Fast fünfzehn Jahre lang habe ich als Theaterpädagogin gearbeitet. So leidenschaftlich. So intensiv. Ich habe Figuren, Objekte und Menschen auf Bühnen gebracht – ganz große und klitzekleine.
Ich hab gesehen, wie sie sich öffnen, verstecken, glänzen, stolpern, über sich hinauswachsen.
Ich habe unzählige Geschichten geschrieben und zahllose erlebt, die niemand aufgeschrieben hat, die aber alle gespürt haben. Es wurde gelacht, geweint, gestritten, geschwiegen. Viel drehte sich um Darstellung: Ausdruck, Performance, Story.
Ich habe das geliebt, geleitet, gelernt.
Und irgendwann gemerkt:
Ich will das alles nicht mehr spielen.
Ich will’s sein. Ich mag Spiel, wenn es echt ist.
Theaterpädagogik war mein Lebens-Abitur
Theater war mein Boden, meine Schule, mein Labor für Menschlichkeit.
Ich hab studiert, wie Menschen wachsen, wenn sie gesehen werden.
Wie Nähe entsteht, wenn jemand den Mut hat, auf die Bühne zu gehen – auch innerlich.
Und wie viel Energie es braucht, um ständig Rollen zu halten.
Für mich. Für andere.
Eines Tages dann, fast wie über Nacht, war mir klar:
Es ist Zeit für berufliche Neuorientierung – Zeit, etwas anderes zu halten.
Nicht mehr Spannung, nicht mehr Dramaturgie,
sondern Raum.
Raum halten statt Regie führen
Jetzt arbeite ich für und mit Menschen, die den Neuanfang suchen, die nicht mehr spielen, sondern Masken ablegen wollen. Ich halte Räume, in denen niemand mehr Text lernen muss. Wo Menschen lernen, sich selbst zu beklatschen und Applaus nicht Bewertung, sondern Würdigung ist.
Ich halte das Licht, damit die anderen sich sehen können.
Ich gebe Ton, wenn Worte fehlen, und lausche, bis das Eigene hörbar wird. Ich erkenne Essenz, feiere Tiefe, lache, staune, atme mit.
Ich begleite Menschen im Wandel – nicht, weil ich etwa die Lösungen parat habe,
sondern weil ich weiß, wie es ist, wenn eine Fragen plötzlich ihre eigene Antwort findet.
Freiheit ist kein Zustand, sondern eine Entscheidung
Also hab ich fast alles gelöscht und plötzlich ist da wieder ganz viel Platz. Platz für Sonne, Strand, Meer. Platz für Yumurtalık. Hier also beginnt der neue Wachstums-Wandel-Raum.
Für mich. Für andere. Für das, was da alles noch durch mich wirken will.
Ich weiß ja nicht, wie dir das geht in solchen Situationen: ich krieg da eben Schweißausbrüche. Und ehrlich: Ich könnte sogar ein bisschen heulen vor lauter Freiheit.
Die ist nämlich nicht immer bequem, aber sie ist echt.
Und ECHT ist ab jetzt das einzige Spiel, was zählt
Und Bei dir?
Wann hast du das letzte Mal etwas gelöscht? Also: Falls du gerade selbst an einer Schwelle stehst: Versuch zu atmen.
Der Schreck vergeht. Die Weite bleibt.

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